Öko-Horror und fünfjähriges Jubiläum

Nächsten April wird das BRUGGGORE Filmfestival zum fünften Mal stattfinden – für die Organisatorinnen und Organisatoren ein Anlass zum Feiern! Die nächste Ausgabe wird neu fünf statt vier Tage dauern und 50 internationale Spielfilme zeigen. Unser Fokusprogramm «Season Special» ist 2025 dem Öko-Horror gewidmet.

Veröffentlich am
Dec 1, 2024
von
Michel Frutig

Unmittelbar nach dem Osterwochenende, vom Dienstag bis Samstag, 22. bis 26. April 2025, wird auf den Leinwänden des Kinos Odeon und des Cinemas Excelsior in Brugg erneut «welcome maniacs» zu lesen sein. Zum fünften Mal wird sich Brugg ins Deutschschweizer Eldorado des fantastischen Kinos verwandeln und Gäste aus der ganzen Schweiz und den Nachbarländern empfangen. Der zusätzliche Festivaltag bietet die Möglichkeit, um noch mehr internationale Filme aus dem Bereich «fantastic horror and beyond» zu erleben, darunter eine Vielzahl Schweizer Premieren und ein Season Special, das sich thematisch mit Menschen und ihrem oft fragwürdigen Umgang mit der Umwelt auseinandersetzt.

Nature's Tipping Point: wenn Menschen Monster schaffen

Gerodet, gezüchtet, verstrahlt oder gentechnisch verändert: Die Menschheit greift seit jeher nach Gutdünken in die Natur ein, ohne Rücksicht auf kurz-, mittel- oder langfristige Auswirkungen. Mittlerweile vergeht kein Tag, an dem wir nicht von kleineren und grösseren Naturkatastrophen lesen. International vereinbarte Klimaziele zu erreichen, wirkt angesichts von Kriegen, populistischem Politiktrend und der Rückkehr zum Protektionismus zunehmend utopisch. Schlimmer noch: Ein überraschend grosser Anteil der Menschheit akzeptiert noch immer nicht, dass es überhaupt einglobales (Klima-) Problem gibt. Hingegen wird hingenommen, dass Regenwälder gerodet werden, um Futter für die Fleischindustrie anzupflanzen, dass weitere Kernkraftwerke gebaut werden, um eine angeblich unabhängige Energieversorgung sicherzustellen, oder in die Genetik von Saatgut und Lebewesen eingegriffen wird, um sie zu optimieren und resistenter gegen Krankheiten, Schädlinge und Klimaveränderungen zu machen.

Doch was passiert, wenn die Natur genug hat und nicht mehr kann? Wenn der «Tipping Point», der Kipppunkt, erreicht ist? In der Geschichte des Kinos wurde diese Frage im Genre des Öko-Horrors (auch «environmental horror») aufgegriffen. Im Season Special «Nature's Tipping Point» zeigen wir eine Auswahl aus fünf thematisch passenden Filmen. Wir geben der Natur eine Bühne, auf der sie lautstark, brachial und bildgewaltig zurückschlagen kann – zum Leid der Figuren, die von den Naturgewalten überwältigt werden.

  • Blutgletscher, Österreich, 2013, Marvin Kren: Ein Forschungsteam, ein Gletscher, globale Erwärmung und ein spektakuläres Naturschauspiel. Der Gletscher färbt sich plötzlich blutrot. Für die faszinierende Verfärbung verantwortlich sind vermeintliche Algen, die besser für immer hätten eingefroren bleiben sollen.

  • Them!, USA, 1954, Gordon Douglas: Atomversuche in New Mexico haben unerwartete Auswirkungen auf die örtliche Insektenwelt. Ameisen beginnen zu mutieren und werden zu gigantischen, menschenfressenden Monstern. Eindrucksvoll fängt Them! den damaligen Zeitgeist ein, die Angst vor Atomenergie und -waffen und zeigt grandioses filmisches Effekthandwerk.
  • Long Weekend, Australien, 1978, Colin Egglestone: Ein junges Paar fährt aus der Stadt zum Campieren ins australische Outback. Dabei ist der Umgang der beiden Störenfriede mit der Natur alles andere als zimperlich und ihr Aufenthalt entsprechend ungastlich: Die Tierwelt beginnt, sich gegen sie zu wenden und aus erhoffter Erholung wird schnell erbitterter Überlebenskampf.
  • The Host (Gwoemul), Südkorea, 2006, Bong Joon-ho: Achtlos entsorgte Chemikalien vergiften den Han-Fluss und lassen Lebewesen mutieren. Ein tapsiger Vater begibt sich mit seiner Familie auf Rettungsmission, um die vom Monstrum entführte Tochter zu finden. Koreanischer Blockbuster-Horror von Oscar Gewinner Bong Joon-ho (Parasite).
  • The Happening, USA, 2008, M. Night Shyamalan: Ohne Vorwarnung setzt sich an der amerikanischen Ostküste eine Welle mysteriöser Suizide in Gang. Tausende von Menschen fallen dieser Pandemie zum Opfer und töten sich wie in Trance selbst. Doch was verursacht dieses Verhalten und wie kann man sich dagegen schützen? Mark Wahlberg und Zooey Deschanel auf der Flucht in Shyamalans (The Sixth Sense) bemerkenswerten Öko-Horror, der heute aktueller denn je ist.

Fünf Jahre, fünf Tage, 50 Filme

Ein Filmfestival mit erst fünf Jahresringen gilt noch immer als Jungbäumchen. Trotzdem ist das für die freiwilligen Försterinnen und Förster Anlass zum Feiern. Unermüdlicher Einsatz und eine Prise Grössenwahnsinn haben das BRUGGGORE Filmfestival schnell gedeihen lassen. Weit über die Landesgrenze hinaus existiert kein Event im Bereich Horror, der mit vergleichbar dichtem Programm aufwartet. Das Festival entwickelt sich stetig weiter und bietet auch Nicht-Horrorfans ein vielseitiges Programm und Retrospektiven abseits des Mainstreams.

Anlässlich des Jubiläums erhält das Festival 2025 einen fünften Veranstaltungstag. 50 internationale Langfilme werden gezeigt, fünf davon als Teil der «Official Competition». Daraus wählt während des Festivals wie immer das Publikum den Gewinnerfilm aus. 5’000 Franken Preisgeld und der «Eye of the Beholder»-Award werden als Highlight am Ende des Festivals an der Preisverleihung an die Regie des Gewinnerfilms verliehen.

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